Die Klassisch-Barocke Reiterei

Um die Frage zu klären, was unter Klassisch-Barock im Bezug auf die Reitweise verstanden werden kann, und was wir als Landesverband unter klassisch-barocker Reiterei verstehen, werden im folgenden die allgemeingültigen Definitionen unter die Lupe genommen.

Die griechisch-römische Antike

Eine häufig anzutreffende Definition von "Klassisch" bezieht sich auf die griechisch-römische Antike. Im Bezug zur Reitkunst findet man hier Xenophon als Vertreter dieser Epoche, welche sich durch ihren eigenen Zeitgeist auszeichnet.

Demnach wird der Ausgleich, die Harmonie des Menschen mit der Natur im Spannungsfeld verschiedener gleichwertiger Kräfte angestrebt. Dies sahen die Griechen nicht nur als allgemeines Kunstgesetz, sondern als Weltprinzip.

Der Speerträger auf dem Bild befindet sich in der Mitte seines Lebens. Nicht eine oder andere Hälfte des Lebens, sondern seine Mitte ist hier das rechte Maß. Lebensalter und Körpermaße befinden sich in einer ausgleichenden Mittellage.

Bei der Haltung hingegen sind die Gegensätze festgehalten, die sich im Ganzen ausgleichen:

  • Ruhe und Bewegung
  • Spannung und Entspannung
  • Hebung und Senkung

Nicht nur Stand- und Spielbein, sondern alle Bewegungsmotive von Kopf bis Fuß sind beim Doryphoros kontrapostisch entgegengesetzt. Der Doryphoros steht nach allen Seiten ausgeglichen da, in vollkommener Harmonie, die auf dem Gleichgewicht von Gegensätzen beruht.

Der BfKBR sieht als wesentliches Merkmal der klassischen Reiterei, wie sie von Xenophon dargestellt worden ist, dass das dynamische Gleichgewicht von Reiter und Pferd ständig wieder neu hergestellt werden muss. Die Wiederbelebung dieses Gedankens sieht der BfKBR erst in der Reiterei des 17. und 18. Jahrhunderts in der grundlegenden Erneuerung durch Francois Robichon de la Guérinière. Das von Guérinière entwickelte System, das der beschriebenen Auffassung des klassischen Altertums entspricht, ist deshalb der Mittelpunkt der klassischen Reiterei in ihrer barocken Form.

Der Bundesverband für klasssisch-barocke Reiterei hat sich insbesondere die Pflege und Ausbildung gerade derjenigen Elemente zur Aufgabe gemacht, die in der Barockreiterei begründet wurden, jedoch von der heutigen, seitens der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) definierten Dressur nicht übernommen worden sind.

Der Begriff der klassischen Reiterei gemäss BfKBR.

Anmerkung:

  • Wieso Wiederbelebung erst im 17. Jahrhundert?
  • Wieso Guérinière?
  • Was hat Guérinière erneuert?
  • Was hat die FEI damit zu tun?

Künstlerische Höhepunkte

Mit "klassisch" werden Höhepunkte hervorragend künstlerischer, über die Zeiten gültige Leistungen eines Volkes beschrieben.

Der Barock selbst stellt eine Epoche der europäischen Kunstgeschichte dar, die ca. zwischen 1600 und 1770 andauerte. Von Italien aus breitete sich der Barock über ganz Europa aus. Insbesondere in Architektur und Innendekoration kam die üppige Prachtentfaltung zum Tragen. Auch in Literatur, Musik, Theater und Oper hielt der Barock Einzug - Und so auch in der Reiterei.

Im absolutistischen Frankreich Ludwigs XIV erhielt der Barockstil eine gemäßigtere und rationalere Prägung. Den Franzosen war der italienische Überschwang fremd und die Formen im Stil Louis XIV. gelten als „klassisch“ (classique).

vollendet, mustergültig und vorbildlich

Beispiele:

  • er hat ein klassisches (= dem Schönheitsideal der Antike entsprechendes) Profil
  • ein klassisches Beispiel echter Freundschaft
  • ein klassischer Ausspruch
  • er spricht ein klassisches Französisch
  • wir haben noch keine klassische Lösung finden können
  • jedes Wort, das der Dichter darüber gesagt hat, ist klassisch

herkömmlich, normal, typisch